Antonia Michaelis - Der Märchenerzähler
erschienen bei Oetinger
Ersteerscheinung: 1. Februar 2011
Einband: Hardcover
16,95€
ISBN: 9783789142895
"Abel Tannatek ist ein Außenseiter, ein Schulschwänzer und Drogendealer. Wider besseres Wissen verliebt Anna sich rettungslos in ihn. Denn es gibt noch einen anderen Abel: den sanften, traurigen Jungen, der für seine Schwester sorgt und der ein Märchen erzählt, das Anna tief berührt. Doch die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Was, wenn das Märchen gar kein Märchen ist, sondern grausame Wirklichkeit? Was, wenn Annas schlimmste Befürchtungen wahr werden?"
Ich habe die "Worte der weißen Königin" geliebt. Ich habe "Solange die Nachtigall singt" vergöttert. Und immer wieder habe ich mir gesagt, dass ich den "Märchenerzähler" auch unbedingt leser muss. Als ich ihn dann in der Bibliothek gefunden habe ( by the way, ich liebe meinen Ausweis!) musste ich ihn natürlich direkt mitnehmen und habe es nicht bereut.
Das Buch ist wieder so wie man es von der Märchenerzählerin Antonia Michaelis kennt. Sie war schon nach der Nachtigall meine Lieblingsautorin, aber jetzt nach dem Märchenerzähler nur noch umso mehr. Wieder hat sie es geschafft mich mit einem Buch noch Tage nach der letzten Seite zu beschäftigen - und das schaffen die wenigsten Bücher. Es gab die ein oder andere Stelle im Buch, die mich wirklich getroffen hat, nicht weil irgendetwas trauriges passiert ist, sondern weil etwas derart unerwartetes kam. Ich bin ein absoluter Vielleser. In meinen guten Zeiten lese ich ein Buch am Tag. Da kommt es zwangsläufig dazu, dass einen irgendwann nichts mehr so richtig schocken kann. Antonia Michaelis hat mich aber wieder einmal dazu gebracht zurückzublättern und mich zu fragen "Hat er das jetzt wirklich getan?"
Die Charaktere sind absolut glaubhaft, handeln auch dementsprechend und die komplette Geschichte ist durchweg stimmig. Das Ende hat mich wieder einmal völlig von den Socken gerissen. ich werde hier nichts verraten, aber ich sage nur: in anderen Büchern oder anderer Umsetzung hätte es mich gestört aber hier war alles stimmig, jede Szene bis hin zum Schluss hat gepasst. Und bei Antonia Michaelis bin ich immer wieder davon überrascht wie mutig sie anders als viele andere Autoren an unerwartetes oder "anderes" geht.
Absolut zu empfehlen! Ein absolutes Muss!
Noch zum Abschluss ein kurzes Zitat:
Auf seiner Zunge, in seinem Mund waren alle diese Worte, alle Worte, die er gesagt hatte, alle Worte des Märchens. Und da war kein Geschmack von Vanilleeis oder Kakao oder Zigaretten, sie schmeckte die Worte selbst, sie schmeckte das Salz des Meerwassers und das Blut des Wolfes und hinter den Worten den Winter. Und hinter dem Winter gab es einen dritten Geschmack, den sie erst nach einer Weile entdeckte: den Geschmack der Angst. Er hatte Angst und er hielt sie nicht fest, er hielt sich an ihr fest, einen Moment lang war es ihr völlig klar. Märchenerzähler, dachte sie, wohin segelt das Schiff auf dem wir stehen? Wohin führt das Märchen? wer ist auf dem schwarzen Schiff? Wird es noch mehr Blut geben, das in die Ritzen zwischen diesen Decksplanken fließt? Ich brauche niemanden der auf mich aufpasst, hatte sie gesagt. Oh doch, hatte Bertil gesagt. Mehr als du denkst
Gesamtwertung
Aufmachung/ Cover
Sprache/ Handwerk
Originalität der Idee
Lesefluss/ Handlung
Charaktere
Preis/ Leistung
Gesamt
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